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Die Geschichte eines
(Kult-)
Reifenhandels

Bereits im Sommer 1942 beschloss der seit vielen Jahren in der Branche angestellt tätige
Kaufmann Erich Bartelheim, sich mit einem Reifenhandel selbständig zu machen. Ein
Betriebsgrundstück war in der Berliner Straße 37 ( später ESSO-Tankstelle ) schnell
gefunden, alle notwendigen Kontakte geknüpft. Erste Kunden hatten die damals
erforderlichen Reifenbezugskarten abgegeben und er wartete nur noch auf die schriftliche
Bestätigung der bereits mündlich erteilten Genehmigungen. Die Einberufung kam schneller…





Nach Verlust seiner linken Hand 1945 aus dem Krieg zurückgekehrt, unternahm er einen
neuen Anlauf, was im zerstörten Hagen schwierig war. Um überhaupt beginnen zu dürfen,
benötigte man diverse Permits der amerikanischen Besatzungsmacht. Auch fehlten Hersteller,
die bereits wieder lieferfähig waren. Die erforderlichen Räume waren selbst wieder
aufzubauen und etliche Amtsschimmel zu zähmen. Nach dem ersten Antrag vom 14.7.1945
wurde endlich am 6.6.1946 die Gewerbegenehmigung erteilt. Die schon 1945 durchgeführte
Instandsetzung einer Ruine in der Körnerstraße 65, später 65A, schließlich 67, wurde am
13.12.1950 dann auch noch genehmigt…






Da mangels Ware das Reifengeschäft zunächst schleppend verlief und in erster Linie Reifen,
Schläuche und sogar Schuhe repariert und Gummistanzwaren ( Seilscheiben,
Gummigelenkscheiben ) hergestellt wurden, übernahm unser Gründer zusammen mit einem
Kompagnon noch eine BMW-Motorradvertretung. Zu diesem Zweck wurde zusätzlich die
Firma Hackländer & Bartelheim gegründet. Ein Gebrauchtwagenhandel und eine
Autowerkstatt kamen hinzu, später noch eine Mercedes-Vertretung, letztere ausschließlich für
„Pkw über 2,0 Ltr.“. Zu diesem Zweck wurde eigens ein passendes Ladenlokal gebaut. Was
aber nicht kam, waren die Autos.



Das Ladenlokal konnte vermietet werden ( „DKW Schmitz“ ) , die BMW-Vertretung mitsamt
Autowerkstatt wurde an die Firma Rölig verkauft und die Firma Hackländer & Bartelheim
wieder aufgelöst, denn eigentlich war ja ausschließlich ein Reifenhandel geplant. Und
inzwischen gab es wieder genug Ware und Material.


Nachdem die zunächst verschollenen ursprünglichen Eigentümer der Liegenschaft
Körnerstraße 67 sich zurück meldeten und die Immobilie wieder beanspruchten, diese auch
- gegen entsprechende Abstandszahlung - zurück erhielten, zog der Reifenhandel 1958 nach
Wehringhausen um in die Augustastraße 77. Dort befasste man sich in erster Linie mit der
Produktion runderneuerter Reifen, nach denen bis in die 1960er Jahre hinein eine hohe
Nachfrage herrschte. Schließlich waren die Autos noch nicht so schnell wie heute. Ein 170er
Buckelmercedes ereichte maximal 130 km/h. Und im Winter fuhr man mit Spikes. Damit war
aber nur eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erlaubt. Da reichten „Rundis“ völlig.


Doch die technische Entwicklung ging mit großen Schritten voran. In den frühen 60ern wurde
der schlauchlose Reifen erfunden. Wenig später erfand Michelin den Stahlgürtelreifen, der
gegenüber den bisher üblichen rein textilen Diagonalreifen eine bis zu dreimal höhere
Lebensdauer aufwies. Und schlauchlose Stahlgürtelreifen bekamen deutlich weniger Platten
als Diagonalreifen mit Schlauch. Die Nachfrage war so riesig, dass Michelin manchmal
monatelang nicht liefern konnte und alle anderen Hersteller gezwungen waren, ebenfalls
Stahlgürtelreifen anzubieten. Die zu produzieren war aber so schwierig, dass große Marken
wie Metzeler, Phoenix und Englebert passen mussten und selbst die heute marktführende
Firma Continental große Probleme damit hatte. Ebenso schwierig war ihre Runderneuerung,
vor allem im Handwerksbetrieb. So gab man, wie viele andere Vulkanisierbetriebe auch, Ende
der 60er Jahre schweren Herzens dieses Hauptgeschäftsfeld auf und Reifen Bartelheim wurde
zum reinen Handelsbetrieb.





Das funktionierte zunächst ganz gut, denn durch die damals übliche Preisbindung durch den
Hersteller kosteten Reifen überall dasselbe und es verkaufte stets der Händler mit dem besten
Service. Diese „Preisbindung der ersten Hand“ wurde aber am 1.1.1974 gesetzlich verboten,
was zu einem damals völlig neuen Problem führte: Rechnete man zuvor „nach Liste“ ab,
musste jetzt kalkuliert werden! Und um einen guten Verkaufspreis anbieten zu können,
brauchte man gute Einkaufspreise. Die aber wurden schon damals von der Industrie nach
Abnahmemengen gestaffelt. Dadurch hatten große Handelsketten Preisvorteile, die sie auch
an den Endkunden weitergaben. Um dabei mithalten zu können, musste man entweder selbst
große Mengen Lagerware einkaufen oder „reimportieren“, also bei Großhändlern im Ausland
beziehen, die, unter anderem durch Ausnutzung von Währungsschwankungen, günstiger
anbieten konnten als die Industrie selbst. Da Reimporte nicht immer zu bekommen waren, die
Kapazitäten der ehemaligen Handwerksbetriebe aber nicht ausreichten, um alle gängigen
Marken im großen Stil einlagern zu können, musste man sich auf eine oder wenige davon
konzentrieren und kaufte im Übrigen beim Großhandel. Viele brave Handwerksmeister in
Deutschland waren mit der neuen Aufgabe überfordert und mussten passen. Schwer
vorstellbar heute. Erich Bartelheim, schon immer Kaufmann, spezialisierte sich auf die heute
zum Michelin-Konzern gehörende Marke „B.F. Goodrich“, war in den 70ern einer der
größten deutschen Händler dieses Labels und schaffte damit auch diesen Umbruch.



Nach seinen „Lehr- und Wanderjahren“ stieg Rainer Bartelheim endgültig in die Firma ein.
Da er sich, wie sein Vater später oft erzählte, „trotz heftiger Gegenwehr einfach nicht von der
Werkstatt fernhalten ließ“, hatte er vom 12. Lebensjahr an in den Ferien und neben der Schule
mitgearbeitet und sowohl fachlich als auch handwerklich alles branchennotwendige im
väterlichen Betrieb erlernt. Nach Beendigung der Schule absolvierte er im Kaufhof Hagen
eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, studierte anschließend BWL und war danach 5
Jahre beim Boschgroßhandel Coler in Münster als Leiter der Funktion „Einzelhandel“
tätig – und während der gesamten Zeit an seinen freien Tagen bei Reifen Bartelheim.
Am 1.4.1982 übergab Erich Bartelheim, inzwischen 74-jährig, die Geschäfte an seinen Sohn.



Die nächsten Jahre dienten der Umstrukturierung. Der technischen Entwicklung folgend,
wurde ein völlig neuer Maschinenpark angeschafft, das bisher angemietete Grundstück
Augustastraße 75 hinzugekauft und der Betrieb auf 3 Bühnen- und Montageplätze erweitert.
Das Lkw-Geschäft wurde aufgegeben. Stattdessen wurde ein neuer Schwerpunkt auf die
inzwischen in Mode gekommenen Motorräder gelegt. Back to the Roots: Eine Filiale wurde
in der Körnerstraße von 2000 bis 2009 betrieben, dann aber wieder aufgegeben, denn die
meisten Kunden bevorzugten den Stammbetrieb. Das in den 90er Jahren aufkommende
Internet wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten in die Arbeitsabläufe integriert. Seitdem
kauft Reifen Bartelheim europaweit ein und handelt mit sämtlichen existierenden Marken.
Auch online.



Hätte man 1971 noch das Silberjubiläum um ein Haar vergessen, wurde 1996 der
50. Geburtstag im Gegenzug groß gefeiert. Bei den Vorbereitungen dazu durfte der damals
13-jährige Michael Bartelheim, Enkel des Gründers, mithelfen und war fortan rettungslos
vom Reifenbazillus erfasst. „Gummi klebt“, lautet der Branchenspruch. Und tatsächlich war
er einfach nicht mehr bereit, einen anderen Beruf als Reifenhändler auch nur in Betracht zu
ziehen. Also wurde auch er neben der Schule im Familienbetrieb ausgebildet, fachlich und
handwerklich bis August 2001, danach kaufmännisch im Rahmen einer Ausbildung zum
Kaufmann im Einzelhandel, Branche Gummibereifung. Da dies bei der IHK so gar nicht
vorgesehen war, ist er heute wahrscheinlich der einzige „technische Kaufmann im
Reifenhandel“. Ausgelernt trat er am 1.7.2005 in die Firma ein, die seitdem von Vater und
Sohn gemeinsam betrieben wird.






Man könnte noch so viel erzählen:

- Über das erste Firmenfahrzeug, einen zerschossenen und aus einer Schlucht
gezogenen Opel Blitz, der einfach auf ein Horch-Chassis gesetzt wurde, nachdem er
ohne Tank aus eigener Kraft 40 km nach Hagen gefahren war…

- von dem Beflockungsservice, den Erich Bartelheim zusammen mit seinem Freund und
Mitarbeiter Wolfgang Diederichs in den 70ern betrieb und der zur Folge hatte, dass
Wolfgang sein Auto am Samstag nicht mehr wusch, sondern kämmte…

- von den 80ern, in denen ein Hauptgeschäftsfeld von Rainer Bartelheim das
Sandstrahlen und Lackieren von Leichtmetall- und vor allem (!) Stahlfelgen war…

- von den kürzlichen Bestrebungen, den Betrieb umzusiedeln, um Platz für einen
Mehrgenerationenpark zu schaffen…

Aber man kann es auch kurz zusammenfassen:
Probleme gab es immer wieder, aber es war auch immer spannend und hat bei aller Arbeit
Spaß gemacht.

So soll es bleiben!